Kinogebäude im Wandel

Kinos in Bern

Nicht erst seit vor über zehn Jahren das Multiplex-Kino im Westside eröffnet wurde, begann sich die Stadtberner Kinoland-schaft zu wandeln. Schon 1918 musste das erst drei Jahre zuvor eröffnete Kino Helvetia wegen Unrentabilität schliessen, auch aufgrund der Spanischen Grippe. Seither sind viele Kinonamen verschwunden, dafür tauchten neue auf.

Mit dem Wegzug der Kinokette «Kitag» an den Stadtrand wurden einige Säle im Zentrum umgenutzt oder verschwinden ganz. Das Kino Kunstmuseum zog ins Kino Rex und baute aus dem bestehenden Saal zwei kleinere. Der grosse Saal im ehemaligen Triplex City wird als Bar zwischengenutzt. Das Jura soll einem Neubau weichen. Was aus den restlichen Kinos wurde, sehen Sie auf den Fotos…

Das Kino Xenix in Zürich

Das Kino Xenix in Zürich befindet sich heute in einer ehemaligen, denkmalgeschützten Schulbaracke aus dem Jahr 1904. Hier entwickelte sich aus dem leidenschaftlichen und ehrenamtlichen Engagement von filmbegeisterten Jugendlichen aus der politischen Jugendbewegung der 1980er Jahre ein professionell geführter und mehrfach modernisierter Kino- und Barbetrieb. Finden Sie in den beiden Modellen die Unterschiede vor und nach dem Umbau 2007?

Die beiden Xenix-Baubögen wurden von Basil Vogt und Sandra Niemann gestaltet. Nach dem Umbau 2007 wurde auch der Baubogen aktualisiert. Dreht man an den Holzdübeln, wird ein Papierstreifen hinter dem Linienraster durchgezogen. Dadurch werden die Bilder auf der kleinen Modell-Leinwand in Bewegung sichtbar. Dieses schwarzweisse „Ombro Cinema“ nutzt nicht nur den Zweiphasentrickfilm, sondern auch den Moiré-Effekt.

Ein paar wenige Exemplare sind noch im Lichtspiel erhältlich.

Das Kino Palace in Burgdorf

wurde 1926 als «Kleines Theater» eröffnet, in dem von Anfang an Film- und kleine Theateraufführungen geplant waren. Es verkümmerte in den 1980er Jahren zum nur noch teilweisen Spielbetrieb. Im Parterre wurde ein Spielsalon eingerichtet, im Eingangsbereich wurden Schmuddel-DVDs verliehen. Als der DVD-Verleih nicht mehr rentabel war, schloss es seine Türen für wenige Jahre und war seither vom Abbruch bedroht.

Die ehemaligen Kinos in Belp und Burgdorf. Klicken zum Vergrössern.

2008 wurde das optisch stark mitgenommene «Bijou» renoviert und als Papeterie zwischengenutzt. Selbst wenn es mittlerweile nicht mehr als Kino verwendet wird, so ermöglichte diese Umnutzung der Bevölkerung wieder den Zugang und rief in Erinnerung, welches kostbare Baudenkmal sich in Burgdorf befindet. Dadurch konnte es inzwischen unter Schutz gestellt werden und muss nun in eine Neuüberbauung integriert werden.

Ein verschwundenes Kino-Genre

In Aktualitätenkinos konnten sich die Menschen rund um die Uhr über das Weltgeschehen der 1930er und 1940er informieren, bevor Radio und Fernsehen in die Haushalte kam. Sie lagen oft an verkehrsreichen Stellen mit vielen Passanten, zB. nahe bei Bahnhöfen.

Diese Kinosäle waren nicht auf einen längeren Aufenthalt ausgerichtet, sondern auf einen optimalen und störungsfreien Fluss von eintreffenden und ausgehenden ZuschauerInnen.

Mit dem Einzug des Fernsehens in die Haushalte wurden die Aktualitätenkinos zunehmend auch für Spielfilmvorführungen verwendet. An die Inneneinrichtung und an die Kinotechnik wurden nun höhere Ansprüche gestellt, die sich oft nur mit erheblichem Aufwand umsetzen liessen.

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Text & Fotos: (c) 2020 Kinemathek Lichtspiel, Bern / Raff Fluri

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