Auszeichnung

29 | 06 | 25

Die Stiftung ERBPROZENT KULTUR würdigt das LICHTSPIEL für die sorgsame und sachkundige Pflege sowie für die vielfãltige und generationenübergreifende Vermittlung des filmischen Kulturerbes.

LAUDATIO «LICHTSPIEL» von Carmen Stadler, Mitglied des Kuratoriums 2024/2025 anlässlich Vergabefeier vom 28. Juni 2025:
Der Weg dorthin ist bereits ein Abenteuer: Man steigt die lange, geschwungene Metalltreppe am Backsteingebäude empor und fühlt sich wie in einem Steampunk-Film. Oben, im Dachstock, öffnen sich die Türen- und man betritt eines der schönsten Film-Kabinette, das ich je gesehen habe.
lch fühle mich wie in einem Film. Welcher war es?
«Momo» von Michael Ende. Doch hier sind es nicht „Momo, Meister Hora und die Uhren“ – sondern «David Landolf, Judith Hofstetter und die Filmgeräte».
Mit all ihren Kassiopeias und helfenden Händen hinter den Kulissen.

Kleine, grosse – ja, kolossale Filmmaschinen, sorgfältig der Grösse nach aufgereiht. Aussen liebevoll dekoriert, innen technisch genial. Details mit Eleganz, Poesie und Witz – wohin das Auge reicht.
Noch ist alles still. Staub liegt in der Luft. Und einen Moment lang weiss ich nicht, wohin ich meinen Rücken drehen soll – vielleicht kommt ein Geist…

Und dann im Moment wenn der Lichtstrahl zündet – erscheinen die Spirits.
In diesem Raum, nah bei den Sternen, wird das Kaleidoskop lebendig.
Staub und Licht, Formen und Farben tanzen. Vergangene, vergessene, unentdeckte Geschichten erscheinen von Menschen, Tieren, Natur.
Sie zeigen, was das Leben für sie bedeutete. Sie bringen uns zum Staunen, zum Lachen, zum Nachdenken. Und sie zeigen: W as uns verbindet, ist zeitlos.

Der grosse Filmemacher Andrej Tarkowski sagte einmal: «Menschen gehen nicht ins Kino, um unterhalten zu werden – sondern um in 90 Minuten eine komprimierte Lebensgesch1chte zu erleben. Der Film verlängert das Leben.»
Und hier wird Leben verlängert – in unzähligen Geschichten und Stunden, die für uns zuganglich gemacht werden.
Hinter all dem steckt grosse Liebe, viel Arbeit und Hingabe – und das mit einem viel schlankeren Budget als die grosse Schwester Cinémathèque Suisse.

Es ist beeindruckend auf wie vielen Ebenen dieses Wissen uns heute Hand bietet: bei Kultveranstaltungen von Kinderfilmen, Filmkränzchen bis Game-Abenden, bei Techniker:innen, die ihr Wissen an die Jüngeren weitergeben, beim wachsenden Online-Archiv, und vor allem: bei all den Menschen verschiedensten Alters, die hier etwas für sich entdeckt haben und sich dafür einsetzen.
Ich kann nur sagen: Gehen Sie hin. Wenn immer möglich analog – sonst digital. Und lassen Sie sich verzaubern – vom Lichtspiel.

Und wir freuen uns sehr, im Rahmen des Fõrdergefässes «Wertschätzung» und unter dem Jahresthema «Generationen-Verbindungen kultivieren», das Lichtspiel mit einem Förderbeitrag zu ehren und damit auch das leidenschaftliche Engagement der Mitarbeitenden und des Vereins für das filmische Kulturerbe zu würdigen.

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