BAR JEWEILS AB 18.30h, FILME AB 19.30h
1895 gilt als das Geburtsjahr der Psychoanalyse wie auch des Films. Sigmund Freud (1856 – 1939) veröffentlichte in diesem Jahr in Wien seine «Studien über Hysterie» und in Paris liessen die Brüder Auguste und Louis Lumière den ersten, in Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Jules Carpentier hergestellten Cinematographen patentieren. Freud selbst, dessen Leben und Werk in der Folge wiederholt verfilmt wurde, stand dem neuen Medium Film skeptisch gegenüber, im Unterschied zu seinen Schülern der ersten Stunde Karl Abraham, Hanns Sachs und Otto Rank.
Mittlerweile hat der Film längst das Interesse der Psychoanalytiker gefunden, weil er trotz einiger Unterschiede zur Psychoanalyse mit ihr vieles gemeinsam hat. Beim Film fehlt, was interaktiv vom Patienten kommt (z.B. Assoziationen und Übertragungen), und das Bild dominiert die Sprache. Freud («Das Ich und das ES», 1923) sagt über das Denken in Bildern: «Es steht… irgendwie den unbewussten Vorgängen näher als das Denken in Worten und ist unzweifelhaft onto- wie phylogenetisch älter als dieses.» Das Gemeinsame überwiegt jedoch, was wohl im Bereich des Traums, aber nicht nur dort, am deutlichsten wird. Es entstand eine eigentliche psychoanalytische Filmliteratur, die explosionsartig zunimmt.
CinemAnalyse, initiiert 2006 zum 150. Geburtstag von S. Freud durch das Sigmund-Freud-Zentrum Bern, zeigt in Zusammenarbeit mit der Kinemathek Lichtspiel (www.lichtspiel.ch) und mit dem Psychoanalytischen Seminar Bern monatlich öffentlich themenzentrierte Filme verschiedenster Provenienz, Eintritt frei (Kollekte).
«Unterwegs» ist das Thema, mit dem sich CinemAnalyse 2025 befasst.
Im Alltag sind wir oft «unterwegs» von einem Ort zum anderen, sei es im täglichen Leben oder auf Reisen. Ohne uns fortzubewegen können wir aber auch auf einer inneren Reise «unterwegs» sein, in einem Prozess der Wandlung und des Wachstums. Nicht zuletzt sind wir auch in unserem Leben «unterwegs» von der Geburt bis zum Tod.
Sigmund Freud beschrieb die menschliche Psyche als ständig in Bewegung – ein dynamisches Zusammenspiel von Bewusstem und Unbewusstem. In einer Psychoanalyse begeben wir uns auf eine Reise zu unseren unbewussten Gefühlen und Gedanken, Ängsten und Wünschen, ohne sie uns je ganz bewusst, eigen, machen zu können. Auf dieser Reise gibt es somit kein Ziel, sondern der Weg ist das Ziel: «Unterwegs» in unserer inneren Landschaft können wir uns mit der Zeit von alten Mustern lösen, neue Wege gehen, unsere Bedürfnisse erkennen und ein erfülltes Leben finden.
Auch in unseren zehn Filmen sind Menschen unterwegs auf inneren und äusseren Reisen, sowohl ängstigenden als auch befreienden: ein junger Mann in Paris auf der Flucht vor der Polizei, eine Familie von Oklahoma nach Kalifornien in der Hoffnung auf ein besseres Leben und in Schweden ein alter Mann mit dem Auto übers Land und in seine Erinnerungen…
Den Flyer können Sie hier als pdf herunterladen.
Katrin Hartmann, Psychoanalytisches Seminar Bern
Franz Michel, Psychoanalytisches Seminar Bern
Maria Luisa Politta Loderer, Psychoanalytisches Seminar Bern
Liliane Schaffner, Psychoanalytikerin, Bern
Patrick Schwengeler, Sigmund-Freud-Zentrum Bern