Wie baue ich ein Kino?
Die Planung
Die Voraussetzungen für einen Kinobau könnten unterschiedlicher nicht sein. Vor allem in ländlichen Gebieten entstanden Kinos an Orten, wo zuvor bereits Filme gezeigt wurden. Als eigenständige Bauten, in bestehende Gebäude integriert oder angegliedert.
Die Bauherrin oder der Bauherr plant das Kino meistens gemeinsam mit einem Architekten. Zur Veranschaulichung werden die oft unübersichtlichen, grossen und nur schwer lesbaren Pläne visualisiert in Form einer Skizze, eines Modells oder einer Computersimulation.
Nach der Planungsphase müssen die erforderlichen Baubewilligungen ersucht werden. Die Behörden – zB. die lokale Baudirektion – überprüfen, ob sich das Bauvorhaben mit der lokalen Ortsplanung verträgt, die Vorschriften erfüllt werden und eine genügende Erschliessung (Strom, Kanalisation) möglich ist.
Danach wird das Vorhaben publiziert und eine Frist gesetzt, in der Einsprachen erhoben werden können. Oft sind dies besorgte Nachbarn, Konkurrenten oder – wie hier aus einem Beispiel aus den 1950er-Jahren – eine angrenzende Kapelle, die über die Sittlichkeit der gezeigten Filme besorgt war.
Stabil genug?
Parallel dazu, aber spätestens vor Baubeginn müssen die Entwürfe statisch berechnet werden, um die Stabilität zu gewährleisten. Dies wird oft von einem Ingenieur bewerkstelligt, der sich auf die Visionen der Architekten und der Bauherrin bezieht. Manchmal gibt das Architekturbüro die Baumaterialien vor, manchmal werden sie durch die Ingenieure bestimmt.
Die Statikberechnungen zum Kino Krone Burgdorf wurden übrigens von Max Schnyder, dem Vater des bekannten Filmregisseurs Franz Schnyder, durchgeführt.
Bis ins kleinste Detail
muss ein Kino geplant werden, damit schlussendlich die Projektionsqualität stimmt und sich die BesucherInnen wohl fühlen.

Eine frühe Zusammenarbeit mit einem Kinotechniker ist unabdingbar, um spätere Überraschungen beim Einrichten der Projektionstechnik zu vermeiden.

Oft sind kurz nach dem Neubau schon wieder Aktualisierungen notwendig. Hier am Beispiel der Kinos in Belp: Das 1957 erbaute Kino Lux musste nur wenige Jahre nach dem Umbau bereits auf die neuen Breitbildformate angepasst werden. Dazu mussten die Projektoren ersetzt werden, da sie sich nicht nachrüsten liessen. Beim 2007 erbauten Kino um die Ecke folgte 2013 die Digitalisierung.
Von der Projektidee zur Projektskizze
Auf der rechten Seite der Vitrine ist eine Gegenüberstellung von der ersten Projektidee mit bereits etwas konkreteren Projektskizzen zu sehen. Die Vergleiche zeigen, wie schrittweise Nutzungs- oder Platzkonflikte entdeckt und optimiert werden (zB. für Abläufe oder Arbeitsprozesse), die Problemlösungen jeweils wieder zu neuen Konflikten führen und so das Projekt schrittweise die endgültige Form annimmt. Solche Planungsschritte sind besonders eindrücklich bei Projekten, in denen verschiedenste Angebote und Aktivitäten auf engstem Raum umgesetzt und möglichst viele Synergien genutzt werden sollen, wie hier anhand des Cinema 8 in Schöftland. Es ist aufgebaut wie ein Flughafen: Die Kinogäste checken ein, kaufen im Duty-Free Snacks und Getränke und begeben sich zum entsprechenden Gate, wo ihre Reise beginnt. Das Ganze ist umgeben von Restaurants, einer Brauerei, 7Di-Kino, Virtual Reality, einer Bowlingbahn, einem Hotel und Openair-Kino auf dem Dach.
Bilder & Texte: (c) 2020 Kinemathek Lichtspiel / Raff Fluri